Gutes Wissensmanagement ist für Unternehmen überlebenswichtig. Der Schlüssel: die gelungene Weitergabe von implizitem Wissen.
Was ist Wissen? Früher Macht. Heute Wettbewerbsvorsprung. Und in unserer heutigen Zeit deswegen: wichtiger denn je.
Wir erleben derzeit ein Zeitalter der Datenflut. Es begann mit dem Internet und dem vermehrten Austausch von Information. Heute hat der Großteil der Menschheit unmittelbaren Zugriff auf jegliche bekannte Information – durch das Handy in der Hosentasche. Mobile Endgeräte sind in der heutigen Zeit ständige Begleiter im täglichen Leben und ersetzen teilweise unser Gedächtnis. Wetter, Wahlergebnisse, Wechselkurse: Alles ist innerhalb weniger Augenblicke verfügbar. Kurz: Die geballte Welt des Wissen liegt uns zu Händen.
Die Folge: Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der aber nicht mehr jeder alles wissen muss. Vielmehr ist derjenige, der mit großen Wissensmengen umzugehen weiß, jetzt gefragt. Denn darum geht es: Daten sind kein Wissen. Aber ohne Daten ist Wissen nichts. Denn Wissen sind verknüpfte, in einen Zusammenhang gesetzte und vielleicht sogar erlebte Daten.
Denn Wissen ist vielschichtig. Schließlich reichen Lehrbücher über Klavierspielen und ein Satz Noten alleine nicht aus, um das Instrument zu beherrschen. Zwar hättest Du theoretisch gesehen alle notwendigen Informationen, um das Klavierstück zu spielen. In der Realität muss Du Stunde um Stunde am Instrument investieren, um auch nur ansatzweise eine Melodie zustande zu bringen.
Warum aber fällt es uns so schwer, dokumentiertes Wissen in Handlungen zu übertragen?
Der Transfer vom Fakten- zum Handlungswissen ist die eigentliche Hürde – und der Schlüssel dazu ist sogenanntes implizites Wissen. Dafür braucht es oft genug einen in der Materie erfahrenen Menschen, einen Mentor. Er ergänzt die Theorie, das explizite Wissen, mit der Erfahrung, etwa besondere Grifftechniken, also implizitem Wissen. Erst beide Bausteine in gesunder Mischung befähigen uns dazu, ein Musikstück zu spielen.
Die Dokumentation und der Transfer von Wissen ist in der Folge ungleich komplexer als Daten. Anstelle von einzelnen Steinen (Daten) schauen wir bei Wissen sozusagen auf ganze Gebäude mit komplexen Zusammenhängen.
Die Herausforderung: Wissen zu transferieren – schnell, nachvollziehbar und ständig.
Wissen im Unternehmen über die eigenen Gehirnzellen hinweg bereitzustellen – das ist nun die Kern-Problematik. Glücklicherweise stehen uns heute mehr Mittel denn je zur Verfügung, technische wie analoge. Analog bedeutet hier nicht altmodisch, sondern im direkten Gespräch oder als gemeinsame, geteilte Erfahrung.
Unternehmen müssen also Freiräume schaffen, um „Klavier spielen“ zu lernen. Es braucht Raum für Kommunikation, damit implizite Lücken im Wissenstransfer geschlossen werden können.
Und hier können neue technische Mittel eine echte Hilfe sein. Wo früher noch Lehrer in Eins-zu-eins-Sitzungen Ihre Erfahrungen stets nur einer oder vielleicht einigen wenigen Personen weitergeben konnten, können wir heute mit schnell erstellten Lehrvideos oder sogar interaktiven Lehrgängen per Videochat hunderten von Menschen explizites und implizites Wissen deutlich leichter vermitteln als noch vor einigen Jahren.
Mitarbeiter müssen sich dabei über die Struktur des Wissens klar sein. Denn es liegt an ihnen, ob sie ihre Erkenntnisse digital dokumentieren können oder die implizite, also die persönliche Weitergabe von Erfahrungen hilfreicher ist. Dabei sollten Hindernisse so klein wie möglich gehalten werden, um den Wissenstransfer als Investition in gute Arbeit anzusehen.
Drei Faktoren für erfolgreiches Wissensmanagement
Ein gelungenes Wissensmanagement im Unternehmen hängt also von mehreren Faktoren ab:
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einer Unternehmenskultur, die Wissen und Wissenstransfer als zentralen Bestandteil der Arbeit identifiziert hat;
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leicht verfügbare und nutzbare technische und methodische Mittel zum regelmäßigen expliziten und impliziten Wissensaustausch;
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und Mitarbeitern, die sowohl die Kultur angenommen haben und fähig sind, zwischen explizitem und implizitem Wissen eigenständig zu unterscheiden.
Nur so kann Wissen zum Wettbewerbsvorteil werden: Indem man die Bedeutung von Wissen erkennt, Kopfmonopole abschafft und Hürden für impliziten Wissenstransfer senkt.